Ein Blog über Stadtteilpolitik in Hamburgs politischstem Stadtteil.
Über Hinweise auf Aktuelles freue ich mich – am besten über Twitter. Ebenso sind Diskussionen in den Kommentaren ausdrücklich erwünscht. Viel Spaß und auf gute Nachbarschaft!
Schulterblatt: Die Katze und der heiße Blechpilz.
Fast ein Drittel der Wähler in unserem Stadtteil – 32,8 Prozent – haben bei der letzten Bundestagswahl die Grünen gewählt. In keinem Stadtteil in Hamburg war der Stimmanteil der Grünen höher als hier in der Sternschanze. Völlig unabhängig davon, was man von dieser Partei hält, lässt dieses Ergebnis darauf schließen, dass in unserer Nachbarschaft ein ausgesprochen hoher Anteil von Menschen mit einem besonderen ökologischen Bewusstsein lebt. Deshalb wirkt es fast wie eine bewusste Provokation, wenn die Bar „Katze“ auf dem Schulterblatt seit neuestem zwei Heizpilze und vier Heizlampen – alle elektrisch – auf der Piazza aufbaut.
Effizienter kann man Energie nicht verheizen.
Zwar stehen vor der „Katze“ keine gasbetriebenen Heizpilze, wie die, die in Eimsbüttel vor ein paar Jahren verboten wurden. Aber heizen mit Strom gilt als besonders ineffektiv, da schon auf dem Weg vom Kraftwerk zur Steckdose bis zu 2/3 der Energie auf der Strecke bleiben. Wenn man dann noch bedenkt, dass das verbleibende Drittel nur dazu genutzt wird, um das Universum zu heizen, dann kann man schon mal am Verstand der Bar-Betreiber zweifeln.
Als Anwohner stehe ich den Heizpilzen aber auch aus einem anderen Grund kritisch gegenüber: Seit vielen Jahren gibt es schon Proteste gegen die immer weiter zunehmende Außengastronomie im Viertel. Mit dem Rauchverbot – das ja eigentlich nur ein Draußen-Rauch-Zwang ist – ist die Außengastronomie auch im Winter attraktiv geworden. Bislang lagen vor den Cafés einfach Decken aus – eine überzeugend einfache und ökologische Lösung des Problems. Wenn das Beispiel der „Katze“ allerdings Schule macht – das heißt wenn sich das Heizen für das Universum rechnet – dann wird das Schulterblatt bald voller Heizpilze stehen. Davon kann man ziemlich sicher ausgehen. Und das heißt dann: Noch mehr Außengastronomie mit all ihren negativen Folgen.
Bleibt nur zu hoffen, dass das Bier in der Katze wegen der höheren Stromrechnung deutlich teurer ist, als in den Bars rundum. Dass die Anwohner und Gäste im Viertel nicht so doof sind, für die Verschwendsucht des Wirtes auch noch draufzuzahlen. Dass die fast 33 Prozent der Anwohner mit einem ausgeprägten Ökobewusstsein weiterhin lieber zur Decke greifen. Eben dass sich der Verstand durchsetzt.
Schanzenfest am 04.09.2010 – ein anderer Aufruf.
Heute fand ich in meinem Briefkasten zum ersten Mal eine schriftliche Ankündigung des Schanzenfestes. Genauer gesagt handelt es sich um ein vierseitiges Traktat, dass zugleich Aufruf und Rechtfertigung zu sein scheint. Schon auf dem Titel heißt es:
„[Das Schanzenfest] stellt keine heile Welt und keine Utopie dar, sondern einen Spiegel gesellschaftlicher Realitäten.“
Auf den folgenden vier Seiten geht es um die Veränderungen im Viertel, die Historie des Schanzenfestes, die Solidarisierung mit den Recht-auf-Stadt-Initiativen und um die drohende Räumung der roten Flora.
Hier ist der Aufruf zum selber lesen: (more…)
tazsalon – Wie linke Borniertheit unsere Freiheit gefährdet.
Heute Abend sollte im Haus 73 auf dem Schulterblatt eine von der taz organisierte Podiumsdiskussion zum Thema „Polizei-Gewalt: Opfer oder Täter“ stattfinden.
Bei verschiedenen autonomen Gruppen war diese Veranstaltung umstritten. Die Gründe dafür waren:
- Joachim Lenders, einer der Teilnehmer auf dem Podium und Hamburger Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft.
Er wird von den Autonomen seit langem kritisiert. Vor allem, weil er öffentlich einen rigorosen Umgang mit politisch motivierten Gewalttätern und einen stärkeren – sprich: strengeren – Rechtsstaat fordert. - Die geografische Nähe des Veranstaltungsortes zur Roten Flora.
- Die nahende Innenministerkonferenz 2010 in Hamburg. Am 27. und 28. Mai treffen sich die Innenminister und -senatoren aller Bundesländer sowie der Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière in Hamburg zur Frühjahrskonferenz 2010. Es ist zu erwarten, dass die Themen „Innere Sicherheit“ und „Politischer Extremismus“ dort auch in diesem Jahr eine große Rolle spielen werden. Gegen diese Konferenz sind schon seit längerem Proteste geplant.
Unter anderem auf Indymedia erschien ein Aufruf, die Veranstaltung zu besuchen und dort mit den Protesten gegen die Innenministerkonferenz zu beginnen.
Wir laden alle Chaotinnen und Chaoten ein, diesem einmaligen Event beizuwohnen.
Die Absage
Gestern nun hat die taz die Veranstaltung aufgrund der angekündigten Proteste und der darauf folgenden Absage von Joachim Lenders abgesagt. Das ist sehr schade, denn eine Diskussion über Polizeigewalt und Gelwalt gegen die Polizei muss geführt werden – gerade in der Schanze.
Natürlich hat die taz die Absage begründet. Und schon der Titel der Begründung ist ein Statement: „Man nennt es Redefreiheit“. Doch der ganze kurze Artikel ist äußerst lesenswert, denn selten wurde in der taz so deutlich Kritik geübt an den dogmatischen und undemokratischen Zuständen, die eben auch in einigen Teilen des eigenen Lagers vorherrschen:
…es ist bemerkenswert, wie sicher sie sind, gegen Totalitarismus zu kämpfen, während sie selbst totalitär bestimmen wollen, wer mit wem spricht.
Normalerweise gebe ich nicht viel auf die taz. Aber schöner hätte ich das auch nicht sagen können.
Update vom 25.05.2010:
Auf indymedia haben „die Autonomen aus dem Schanzenviertel“ eine Stellungnahme veröffentlicht.
Bislang nur zwei Anträge auf erweiterte Außengastronomie in der Susannenstraße
Sitzung des Regionalausschuss I am 10.05.2010 um 18:00 im Kollegiensaal im Rathaus Altona – Tagesordnung
Heute Abend tagt der Regionalausschuss I (Altona-Nord, -Altstadt, Sternschanze) der Bezirksversammlung Altona. Auf der Tagesordnung steht heute gleich zweimal das alte Thema „Außengastronomie in der Susannenstraße“
Offensichtlich ist der Betreiber von „Omas Apotheke“ und dem „Frank und Frei“ der Einzige, der bislang einen Antrag auf Aufpflasterung der Parktaschen und Erweiterung seiner Außengastronomie gestellt hat. Hier ist die Beschlussempfehlung des Bezirksamts.
Das Interessante: Auch der Sanierungsbeirat Sternschanze hat eine Empfehlung eingereicht, die sich gegen die Genehmigung des Antrags von „Omas Apotheke“ und „Frank und Frei“ wendet. Laut Tagesordnung soll diese aber erst einige Tagesordnungspunkte später zur Sprache kommen.
PS: Infos zur Vorgeschichte und zu bisherigen Diskussionen und Beschlüssen gibt es:
- z.B. auf altona.info: (1 – 2), auf hh-heute, in der taz etc.
- im Blog der Anwohnerini Schanzenviertel
- in der Dokumente- und Protokollplattform der Hamburger Parlamente „OpenPlenum“ (Suchwort z.B. „Susannenstraße“)
Schanzenfest mit polizeilicher Sperrstunde? Nein, danke!
Die Unzufriedeheit über die Randale zeigt sich immer deutlicher: Lars Brücher schreibt eine offene Mail an die GAL. Der Anwohnerbrief von A. (Die MOPO nennt ihn Andreas H.) erntet breite Zustimmung. Und ich frage mich, warum das erst in diesem Jahr so ist.
Proteste in der Schanze – Geht das auch ein bisschen zivilisierter?
Dass ich Gewalt nicht für ein legitimes Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele halte, habe ich ja schon an anderer Stelle erwähnt. Dass ich hirnlosen Vandalismus genauso ablehne, brauche ich hoffentlich gar nicht erst zu erwähnen. Ich habe einfach nie Sympathien für Gewalttäter – egal, was sie motiviert. (more…)
Vorerst kein Glasflaschenverbot in der Sternschanze
Das hab ich ja im Lerchenwachentrubel völlig übersehen:
Im November schrieb ich über den Wunsch des Sanierungsbeirates, ein Glasflaschenverbot auch im Bezirk Sternschanze zu erwirken. Die Bezirksversammlung hat das Anliegen an die Behörde für Inneres weitergeleitet. Und die wiederum hat dazu schon am 27. November eine eindeutige Stellungnahme veröffentlicht: (more…)
Lerchenwache und Überwachung: Was zu beweisen war…
Update vom 15.12.2009 am Ende des Artikels.
Nach dem Angriff auf die Lerchenwache am 4.12. habe ich die These aufgestellt, dass Angriffe wie dieser letztendlich nur zu noch mehr Einschränkungen der Bürgerrechte und Freiheiten führen. In diesem Artikel werde ich alles sammeln, was diese These bestätigt. Über weitere Hinweise in den Kommentaren bin ich dankbar – natürlich auch über Hinweise, die das Gegenteil beweisen… (more…)
Warum der Angriff auf die Lerchenwache uns alle schwächt
Letzte Nacht wurde mal wieder die Lerchenwache angegriffen. Bei HH-heute heißt es:
Eine Gruppe von Vermummten hat die Polizeiwache angegriffen und erheblichen Sachschaden am Gebäude und geparkten Autos angerichtet.
Das schockierend. Und es ist verheerend dumm. Im Artikel wird der Zusammenhang zur Linken Szene hergestellt, aber eigentlich ist es auch nicht wichtig, wer die Polizei angreift. Denn wer als Minderheit die Polizei angreift, greift den Staat an – egal aus welchem Motiv. Und das ist ziemlich kurzsichtig.
(more…)
Angriff der Killerglasflaschen!
Nach dem Kiez soll jetzt auch die Schanze ein Glasflaschenverbot bekommen, schreibt altona.INFO. Ich bin gespalten. Natürlich freue ich mich als Fahrradfahrer über weniger Scherben. Aber dass man immer alles gleich verbieten muss, gefällt mir nicht. (more…)
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