Proteste in der Schanze – Geht das auch ein bisschen zivilisierter?
Dass ich Gewalt nicht für ein legitimes Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele halte, habe ich ja schon an anderer Stelle erwähnt. Dass ich hirnlosen Vandalismus genauso ablehne, brauche ich hoffentlich gar nicht erst zu erwähnen. Ich habe einfach nie Sympathien für Gewalttäter – egal, was sie motiviert.
Das war bei den Krawallen hier im Stadtteil natürlich nie anders. Doch inzwischen sind die Schanzenkrawalle ein Ritual geworden, das auch das letzte Bisschen seiner fragwürdigen Botschaft an sogenannte „erlebnisorientierte Jugendliche“ verloren hat. Die planlosen Zerstörungen an der Filiale von Dat Backhus oder am Plattenladen „Slam Records“ machen das sehr deutlich. Auch die von @themroc hervorragend dokumentierten revolutionären Großtaten sprechen Bände.
„Das ist eben die Schanze“
Bis vor einigen Monaten hatte ich jedoch das Gefühl, dass die Randale in der Schanze von den Anwohnern begrüßt oder aufgrund der jüngeren Geschichte des Stadtteils wenigstens geduldet werden. „Das gehört halt dazu – das ist eben die Schanze hier.“ Deshalb finde ich es interessant, dass man inzwischen spüren kann, dass auch „alte“ Schanzenanwohner und sogar Teile der linken Szene kein Verständnis mehr für diese Zerstörungswut haben. Das zeigen sie unterschiedlich, aber deutlich:
- Auffällig war beispielsweise die gespenstische Ruhe auf dem Schulterblatt am Freitag abend lange vor dem ersten Bengalo. Kaum Vorglüher, wenige Anwohner.
- Ganz offensichtlich ist da natürlich der offene Brief von Andreas H. (48), der heute sowohl von der MOPO als auch vom Abendblatt aufgegriffen wurde.
- Die MOPO setzt die Reihe sogar noch fort mit einer O-Ton-Sammlung.
- Selbst in den Kommentaren eines Artikels im linken Publikationsportal indymedia.org werden wiederholt Zweifel an der politischen Wirkung der Randale laut.
Geht es anders?
Wie man politische Themen kreativ und gewaltfrei ins öffentliche Bewusstsein bringen kann, machen andere Protestbewegungen in Hamburg sehr anschaulich vor. Die Recht-auf-Stadt-Aktivisten oder die Initiatoren des Euromayday sind da nur zwei Beispiele – unabhängig davon, was man von deren politischen Zielen hält.
Vielleicht ist es Zeit, dass die Anwohner der Schanze – „alte“ wie „neue“ – einen kreativen politischen Protest gegen Wanderheuschrecken-Revolutionäre starten. Vielleicht ist es Zeit, dass sich Anwohner und Gäste den Stadtteil und die Stadtteilfeste zurückerobern. Beim Schanzenfest im Herbst letzten Jahres hätte es ja fast geklappt.
…. der offene Brief avisiert die Gründung einer Art Bürgerwehr.
Wäre interessant mit der Einsatzleitung der Cops zu kooperieren,
um die längstmöglich da rauszuhalten.
Supersoaker mit Jauche drin, wird unsere Waffe sein.
Ed Hardy-Shirtträger und Marken-Kapuzenpulli-Träger
mögens nicht wenn ihre Individual-Uniform smellt.
[…] This post was mentioned on Twitter by Creativ Commando, Schanzenpolitik-Blog. Schanzenpolitik-Blog said: Neuer Artikel: Proteste in der Schanze – Geht das auch ein bisschen zivilisierter? – http://bit.ly/dn4mS3 […]
[…] letzten Wochenende gab es wieder die jährlichen Maikrawalle. Ich habe wie viele andere keine Lust mehr, dabei zuzusehen, wie das Viertel zum Abenteuerspielplatz von Idioten […]